Unterschied Maultier – Maulesel

Über Unterschiede zwischen Maultieren und Mauleseln kann man einiges in Büchern lesen und dieses Wissen wird auch so weiter erzählt.

Der einzig wahre Unterschied besteht in Bezug auf die Elterntiere: Das Maultier stammt von einem Eselhengst und einer Pferdestute ab, der Maulesel bekanntlich von einer Eselstute und einem Pferdehengst. Dies zeigt auch die unterschiedliche Bezeichnung dieser Tiere.

Dazu einige Zeilen aus einem Artikel von Marianne Reinshagen, Besitzerin der Mauleselstute TJC Cierra, erschienen im Mitteilungsblatt der Interessengemeinschaft für das Maultier:

"Maulesel sind äusserlich von Maultieren nicht zu unterscheiden. Der eine Weg festzustellen, ob es sich um einen Maulesel oder um ein Maultier handelt, ist das Tier mit Eseln und Pferden auf die Weide zu stellen und zu beobachten, zu welcher Gruppe es sich hingezogen fühlt. Ein Maulesel geht immer zu den Eseln, ein Maultier gesellt sich zu den Pferden. Der andere Weg führt über das Labor: eine zytogenetische Untersuchung zeigt klar, ob es sich um einen Maulesel oder um ein Maultier handelt. Im Charakter gleichen Maulesel eher dem Esel, da sie mit der Eselstute aufwachsen und von ihr alles Wichtige lernen. Maultiere wachsen mit der Pferdestute auf und nehmen so eher Pferdeverhalten an."
 

Maulesel Donado

Maulesel Donado, Vater: Freibergerhengst, Mutter: Eselstute, mit Züchter Hans Beglinger, Mollis


Das Genom – komplexer als die Summe seiner Gene
Mit der Epigenetik etabliert sich ein neuer Schwerpunkt in der genetischen Forschung
Aus NZZ, Forschung und Technik, vom 16. Januar 2002

Einleitung: "Nach der Genomsequenzierung liegt der nächste Meilenstein in einem besseren Verständnis der erblichen Aktivitätsmuster. Unter dem Stichwort "Epigenetik" etabliert sich zurzeit eine Forschungsrichtung, die sich mit den vererbbaren Veränderungen in den Expressionsprofilen der Gene auseinandersetzt. Bei schwerwiegenden Krankheiten wie Krebs oder Diabetes scheint die Kontrolle dieser Profile gestört zu sein."

Unter dem Titel "Genetische Prägung" steht folgendes: “Die bisherigen Ergebnisse der Epigenetik versprechen Antworten auf ein Reihe von Fragen, die den Genetikern schon lange Rätsel aufgeben. So haben Versuche, bei denen Zellkerne von befruchteten Eizellen der Maus ausgetauscht wurden, gezeigt, dass für die Entwicklung eines normalen Embryos sowohl das mütterliche wie auch das väterliche Genom nötig ist. Wenn etwa das Genom vom Vater aus der befruchteten Eizelle entfernt und stattdessen ein zweites mütterliches Genom injiziert wird, dann kann sich der Embryo nicht normal entwickeln. Dies deutet darauf hin, dass das väterliche und das mütterliche Genom in manchen Bereichen unterschiedliche Aktivierungsmuster oder auch "genetische Prägungen" besitzen und ein gesunder Organismus nur im Zusammenspiel der beiden verschiedenen regulatorischen Zustände heranwachsen kann. Auch ein anderes seit Jahrtausenden bekanntes Phänomen kann wahrscheinlich mit der unterschiedlichen genetischen Prägung der beiden Elterngenome erklärt werden. Werden Pferde und Esel miteinander gekreuzt, dann erhält man zwei Typen von Nachkommen mit unterschiedlichem Aussehen und unterschiedlichen Charakteren: Maultiere, wenn die Mutter eine Pferdestute und der Vater ein Eselhengst ist; Maulesel hingegen, wenn die Mutter eine Eselin und der Vater ein Pferd ist.
Brisant ist die Frage der genetischen Prägung – in der Fachliteratur wird meist vom "genetic imprinting" gesprochen – auch für die Stammzellen- und Klonierungsforschung..."